AustauschBilaterale BeziehungenKooperationRohstoffeWirtschaft

Kazakhstan Investment Day 2025: Neue Perspektiven für die kasachisch-deutsche Industriepartnerschaft

v.l.n.r.: Meiram Prsembayev; Michael Harms; S.E. Nurlan Onzhanov; Roman Sklyar; Marck Wengrzik, Foto: Katrin Hoffmann

Am 2. April 2025 fand in der AKA Ausfuhrkredit-Gesellschaft in Frankfurt der Kazakhstan Investment Day 2025 statt – eine spannende Gelegenheit zur Vertiefung der wirtschaftlichen und industriellen Zusammenarbeit zwischen Kasachstan und Deutschland. Mehr als 180 Teilnehmende aus Wirtschaft, Regierung, Finanzinstitutionen und Branchenverbänden folgten der Einladung des Ost-Ausschusses und weiterer Partnerorganisationen an den Main. Darunter befand sich auch eine hochrangige kasachische Delegation.
Eröffnet wurde das Forum vom Hessischen Minister für internationale Zusammenarbeit Manfred Pentz, dem Ersten Stellvertretenden Premierminister der Republik Kasachstan Roman Sklyar, dem Stellvertretenden Außenminister Alibek Kuantyrov, dem kasachischen Botschafter in Berlin Nurlan Onzhanov sowie von Michael Harms, Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft.

Der Kazakhstan Investment Day 2025 diente als effektive Plattform zur Präsentation von Investitionsmöglichkeiten in Kasachstan, zum Erfahrungsaustausch und zur Koordination gemeinsamer Vorhaben in strategischen Schlüsselbranchen. Im Mittelpunkt des Forums standen drei strategische Themen, die die Agenda der bilateralen Zusammenarbeit langfristig prägen werden:

Gemeinsame Rohstoffprojekte
Ein zentrales Thema war die Finanzierung gemeinsamer Projekte. Diskutiert wurden verschiedene Förderinstrumente, darunter staatliche Investitionsgarantien, Exportkreditabsicherungen durch Euler Hermes, Finanzierungsmöglichkeiten über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sowie die Beteiligung des kasachischen Staatsfonds Baiterek, der eine zentrale Rolle bei der Förderung industrieller und innovativer Projekte in Kasachstan spielt.
Zudem wurde das Interesse am deutschen Rohstofffonds unterstrichen. Die KfW wurde von der Bundesregierung damit beauftragt, bis zu einer Milliarden Euro in das Eigenkapital von Bergbau-, Verarbeitungs- und Recyclingunternehmen zu investieren Mit diesem sollen Projekte im In- und Ausland gefördert werden, die einen Beitrag zur Rohstoffversorgungssicherheit leisten und der Gewinnung, Verarbeitung und dem Recycling von kritischen Rohstoffen dienen. Der Fonds soll zur Diversifizierung deutscher Lieferquellen beitragen und Projekte in Zentralasien könnten dabei eine wichtige Rolle spielen. In Kasachstan wäre beispielsweise die industrielle Verwertung großer, metallreicher Abraumhalden aus der Bergbauindustrie von Interesse. In Kasachstan lagern mehr als 60 Milliarden Tonnen solcher Abfälle, die seit der Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden sind. Der typische Investitionsrahmen des Fonds liegt zwischen 50 und 150 Millionen Euro – ein attraktives Potenzial für deutsch-kasachische Kooperationen.
Kasachstan verfügt über eine herausragende Rohstoffbasis und ist derzeit in der Lage, 19 der 34 von der EU definierten kritischen Rohstoffe zu liefern – darunter Kupfer, Chrom, Titan, Phosphor, Beryllium, Tantal und Mangan.
Die Diskussion unterstrich die Notwendigkeit langfristiger Offtake-Vereinbarungen, die stabile und planbare Lieferströme für die europäische Industrie gewährleisten. Die Unternehmen HMS Bergbau und Knauf berichteten über ihre erfolgreichen Investitionsprojekte in Kasachstan. Zudem wurden die umfassenden Reformen im kasachischen Rohstoffsektor hervorgehoben: Die Einführung des Prinzips „first come – first served“ bei der Lizenzvergabe, die Anwendung internationaler Berichtsstandards (KAZRC auf Basis von CRIRSCO) sowie der Einsatz digitaler Plattformen wie Minerals.Gov.kz und E-Qazyna.kz haben die Transparenz und Effizienz deutlich erhöht. Bis Ende April 2025 sind Ausschreibungen für 50 Lagerstätten geplant, davon 21 im Bereich kritischer Rohstoffe.

Ausbau des Mittleren Korridors
Ein weiteres zentrales Thema war der Ausbau der Transport- und Logistikinfrastruktur entlang des Mittleren Korridors, auch genannt Transkaspischer Internationaler Transportkorridor, der Zentralasien über das Kaspische Meer und den Südkaukasus mit Europa verbindet. Kasachstan nimmt in diesem Korridor eine Schlüsselposition ein. Die kontinuierliche Entwicklung dieser Route eröffnet neue Möglichkeiten für den Export raffinierter Rohstoffe und weiterverarbeiteter Produkte. Schätzungen zufolge könnte die Durchlasskapazität des Korridors bis 2030 auf 20 Millionen Tonnen steigen – eine strategische Chance für die Anbindung an europäische Lieferketten.
Der Kazakhstan Investment Day 2025 hat das starke beiderseitige Interesse an einer intensiveren wirtschaftlichen Zusammenarbeit eindrucksvoll bestätigt. Kasachstan hat seine Position als verlässlicher Lieferant kritischer Rohstoffe und industrieller Partner Deutschlands klar unterstrichen. Die Veranstaltung markierte einen wichtigen Schritt hin zu einer vertieften industriellen Integration, zur Entwicklung nachhaltiger Wertschöpfungsketten und zu einer neuen Qualität der Partnerschaft zwischen Kasachstan und der Europäischen Union.

Vladimir Nikitenko, Regionaldirektor für Zentralasien im Ost-Ausschuss

content-post.php
single.php