18. Sitzung des Berliner Eurasischen Klubs

Energie als verbindendes Element – Kasachstan setzt auf Energiedialog mit der EU

Berliner Eurasischer Klub - 18. Sitzung - Energie als verbindendes Element

Die Energiebeziehungen zwischen der EU und Zentralasien und deren Potenzial standen im Mittelpunkt der 18. Sitzung des Berliner Eurasischen Klubs, die der Ost-Ausschuss gemeinsam mit der kasachischen Botschaft in Deutschland Anfang Oktober in Brüssel organisierte. Rund 70 Teilnehmer waren in das Brüsseler Hotel Steigenberger Wiltcher’s gekommen, um die Perspektiven der Energiezusammenarbeit auszuloten. Moderiert wurde das Gesprächsformat von Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Michael Harms.

Die Bedeutung, die Kasachstan der bilateralen Energiezusammenarbeit beimisst, zeigte die Teilnahme des kasachischen Außenministers Erlan Idrissov an dem Dialogformat. Dabei drehte sich die Diskussion nicht ausschließlich um Öl und Gas, von dessen Förderung und Export die kasachische Wirtschaft in hohem Maß abhängt. Das zentralasiatische Land bemüht sich vielmehr um eine Diversifizierung seiner Wirtschaft weg von Öl und Gas und die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energieträger. „Wir müssen so leben lernen, als ob es kein Öl und Gas in Kasachstan gäbe“, gab Idrissov die Richtung vor: „Wir bemühen uns ernsthaft um eine grüne Wirtschaft.“ Die Nutzung regenerativer Energiequellen steht auch im Fokus der Weltausstellung EXPO 2017, die im kommenden Jahr in der kasachischen Hauptstadt Astana stattfindet. Die fossilen Energien werden aber auch weiterhin eine große Rolle spielen: Die bevorstehende Inbetriebnahme des Ölfelds Kashagan sei ein „Durchbruch für Kasachstan“, so Idrissov, der die Bedeutung Deutschlands und Europas als Partner und Absatzmarkt für kasachische Energieexporte unterstrich.

In der vorangehenden Diskussion erörterten deutsche und kasachische Experten die Dimensionen der Energiebeziehungen im eurasischen Raum. Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Harms bezeichnete Deutschland und Kasachstan als „Ankerländer im eurasischen Dialog“ und hob die Bedeutung des BEK als wichtige Dialogplattform hervor. Diese war 2012 anlässlich eines Besuchs des kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew in Berlin ins Leben gerufen worden. Seit Juli 2016 ist der Ost-Ausschuss deutscher Kooperationspartner des BEK. Kasachstans Botschafter in Berlin Bolat Nussupov unterstrich die Bedeutung Kasachstans als Energielieferant für Deutschland: „Jeder dritte Liter Benzin in Deutschland stammt aus kasachischem Öl.“ Hans Rhein von der Energiedirektion der Europäischen Kommission wies auf die enge Zusammenarbeit der EU mit Kasachstan im Rohstoff- und Energiesektor hin, die im bilateralen Partnerschafts- und Kooperationsabkommen eine große Rolle spiele. Dabei seien erneuerbare Energien und Energieeffizienz „wichtige Themen unseres Energiedialogs“.

Start-up für Erneuerbare

Arman Kashkinbekov von der Assoziation für erneuerbare Energien Kasachstans stellt die Anstrengungen des Landes zur Förderung grüner Technologien vor: Noch sei Kasachstan ein „Start-up“, und erneuerbare Energien trügen weniger als ein Prozent zur Energieproduktion bei. Doch die gesetzlichen Rahmenbedingungen seien geschaffen und 2014 auch ein Vergütungssystem für grüne Energien etabliert worden. Nun setze Kasachstan auch auf ausländische Investoren. Grundvoraussetzung dafür sei Investitionssicherheit, betonte Dieter Vollkommer von der Power and Gas Division der Siemens AG: „Die Politik muss berechenbare Rahmenbedingungen setzen.“ Dann könne Kasachstan durchaus „beispielgebend für die gesamte Region sein, was erneuerbare Energien betrifft“.

Auf die geopolitische Bedeutung der Energiebeziehungen wies der Publizist Alexander Rahr hin: „Energie ist ein Thema, das verbindet.“ Das Thema müsse in die Diskussion um einen Gemeinsamen Wirtschaftsraum im eurasischen Raum eingebettet werden. Dazu kann Kasachstan als Mittler beitragen: „Wir sind an normalen Beziehungen zu Russland und Europa interessiert“, sagte Außenminister Idrissov.

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