26. Sitzung des Berliner Eurasischen Klubs

Möglichkeiten des Astana International Financial Centre für die Region

Berliner Eurasischer Klub - 26. Sitzung - Möglichkeiten des Astana International Financial Centre (AIFC) für die Region

Für den Berliner Eurasischen Klub (BEK) war es eine Premiere, obwohl es bereits die 26. Sitzung des deutsch-kasachischen Gesprächsformats war. Zum ersten Mal fand die Veranstaltung, an der eine OAOEV-Delegation teilnahm, in der frisch umbenannten Hauptstadt Nur-Sultan statt. Dass der neue Name auch den kasachischen Kollegen nicht immer leicht von den Lippen geht, war in den zahlreichen Begegnungen zu merken.

Die Umbenennung der Hauptstadt ist das Ergebnis einer politischen Zäsur. Mitte März hatte der erste kasachische Staatspräsident Nursultan Nasarbajew, der seit der Unabhängigkeit vor beinahe 29 Jahren an der Spitze des Landes gestanden hatte, seinen Rücktritt erklärt. Auch der Berliner Eurasische Klub (BEK) ist untrennbar mit dem Namen des ersten kasachischen Präsidenten verbunden. Die Dialogplattform war 2012 anlässlich seines Besuchs in Berlin ins Leben gerufen worden.

BEK tagte auf dem EXPO-Gelände

Auf dem Gelände der EXPO 2017, die Nasarbajew nach Astana geholt hatte, fand Mitte Mai die 26. Sitzung des Berliner Eurasischen Klubs statt, die sich mit den Möglichkeiten des Astana International Financial Centre (AIFC) für die Region beschäftigte. Das AIFC ist eine der Organisationen, die auf dem EXPO-Gelände eine neue Heimat gefunden haben. Es hatte im Juli 2018 offiziell seine Arbeit aufgenommen. Im November wurde mit KazAtomProm das erste erfolgreiche Listing im Rahmen des AIFC durchgeführt. Der Gouverneur des AIFC Kairat Kelimbetov stellte im Rahmen des BEK vor 85 Teilnehmern aus Deutschland und Kasachstan seine Organisation vor.

Mit der Schaffung des AIFC geht die kasachische Regierung neue Wege. Selbst die Verfassung des Landes wurde geändert, um das Projekt zu ermöglichen. Für wirtschaftliche Aktivitäten im Rahmen des AIFC gilt angelsächsisches Recht mit einem eigenen internationalen Schiedsgericht. Darüber hinaus sind Steuervergünstigungen und Erleichterungen bei Arbeitsvisa für die dort tätigen internationalen Experten vorgesehen. Die Regierung plant, mit dem AIFC einen internationalen Hub für Finanzinstitutionen und Unternehmen aus Europa, Asien und dem Mittleren Osten zu schaffen.

Im Zentrum der neuen Seidenstraße

Ob Kasachstan dieser Durchbruch tatsächlich gelingen wird, bleibt abzuwarten. Der Moment ist aber günstig. Die Belt & Road Initiative Chinas sowie ihre Auswirkungen auf die Handels- und Transportwege prägen nicht nur die Diskussion in Deutschland und Europa, sondern stehen auch in Zentralasien und Kasachstan ganz oben auf der Agenda. So wie Kasachstan sich im Herzen der neuen Handelsrouten befindet, könnte sich das AIFC als ein Finanzzentrum im Herzen der Neuen Seidenstraße etablieren.

Auf lange Sicht könnte ein voll funktionsfähiges System mit einer eigenen Börse, einer Basis zur Vermögensverwaltung von Investmentbanken und Fonds, einem Schwerpunkt für Versicherungs-, Rechts-, Beratungs- und Bewertungsunternehmen, ein Veranstaltungsort mit Bildungs- und Aufklärungsfunktion sowie eine Plattform für islamische Finanztransaktionen entstehen. Es wird sicherlich dauern, bis das AIFC in einem Atemzug mit Dubai oder Hongkong genannt wird, aber im ersten Jahr wurde bereits beeindruckend viel erreicht.

Möglichkeiten für den Mittelstand

An der anschließenden Diskussion, an der unter anderem der kasachische Vize-Außenminister Roman Vassilenko und der neue Delegierte der Deutschen Wirtschaft für Zentralasien Alexander Spaak teilnahmen, beteiligten sich auch die Teilnehmer der Wirtschaftsdelegation, die der OAOEV traditionell im Mai nach Nur-Sultan bringt. Diesmal waren es vor allem mittelständische Unternehmen, die sich den kasachischen Markt genauer anschauen wollten. So drehte sich die Diskussion vor allem um die Möglichkeiten für den Mittelstand und die Frage, wie kleine und mittelständische Unternehmen bei ihren Anliegen unterstützt werden können. Hier verwiesen die kasachischen Partner auf die Gesellschaft KazakhInvest, die als zentrale Anlaufstelle für Investoren dienen soll. Diese ist mittlerweile dem Außenministerium untergeordnet, das die Verantwortung für außenwirtschaftliche Themen trägt.

Den Höhepunkt der Delegationsreise bildete ein Gespräch des OAOEV mit dem kasachischen Premierminister Askqar Mamin, bei dem die Delegationsteilnehmer konkrete Themen und Projekte ansprechen konnten. Mamin unterstrich noch einmal die Sonderstellung der deutschen Unternehmen in Kasachstan. Man sehe Deutschland als einen strategischen Partner, und diese Rolle gelte es mit neuen Vorhaben auszufüllen.

Teilnahme am Astana Economic Forum

Während der Delegationsreise konnte die Unternehmen zudem das 12. Astana Economic Forum (AEF) besuchen, das sich mittlerweile als festes Event im Veranstaltungskalender internationaler Investoren etabliert hat. Die zahlreichen Events und Diskussionen widmeten sich der Zukunft der Arbeit, der Digitalisierung und neuen Wirtschaftstrends. Das erste Panel wurde von Nasarbajew eröffnet, der damit noch einmal sein weiterhin wichtige Rolle in der zentralasiatischen Republik sichtbar machte.

Der Vorsitzende der Geschäftsführung des OAOEV Michael Harms unterstrich in seinem Vortrag im Rahmen des AEF die Vorzüge der dualen Ausbildung und die Bedeutung der Wirtschaft bei der Ausgestaltung künftiger Berufsbilder. Dieses Thema konnte Harms beim bilateralen Gespräch mit der kasachischen Vize-Premierministerin Gulshara Abdykalikova vertiefen, die sich sehr für die deutschen Erfahrungen interessierte.

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