Kassym-Schomart Tokajew: „Das Ziel ist die Stärkung der Wirtschaft und der Souveränität“
In einem Zeitungsinterview am 3. Januar 2025 beantwortete der kasachische Staatspräsident viele Fragen zu aktuellen innenpolitischen Themen. Dabei äußerte er sich auch zur Außenpolitik des Landes und ging auf einige Akteure näher ein, darunter Russland, China und die USA.
„Mein Hauptziel ist es, das wirtschaftliche Potenzial, die Souveränität und die internationale Autorität unseres Staates zu stärken. Vom Beginn meiner Präsidentschaft bis zum heutigen Tag trage ich die volle Verantwortung für die von mir getroffenen Entscheidungen und deren Folgen. Ich kann und werde nicht anders handeln“, erklärte Tokajew.
Seit der Unabhängigkeit hat Kasachstan seine Beziehungen zu anderen Ländern auf der Grundlage einer in mehreren Bereichen ausgewogenen Außenpolitik aufgebaut.
Tokajew wies erneut darauf hin, dass die meisten Länder, Kasachstan aufgrund seiner geografischen Lage, seines wirtschaftlichen Potenzials und des aktuellen geopolitischen Kontextes als ein Land von strategischer Bedeutung betrachten.
Kasachstans Rolle als Mittelmacht bringe erhebliche Verpflichtungen mit sich, sagte Tokajew, und dazu gehöre vor allem die Verpflichtung zu verantwortungsvollem Verhalten auf der internationalen Bühne und zu einem konstruktiven Ansatz bei der Lösung der dringendsten Probleme.
„Auf dieser Grundlage ist Kasachstan ein entschiedener Befürworter der Vereinten Nationen als ‚gemeinsames Haus der ganzen Menschheit‘ – einer alternativlosen und universellen Organisation“, fügte er hinzu.
„Meiner Ansicht nach können die Mittelmächte eine wichtige Rolle bei der Überwindung der internationalen Vertrauenskrise und des Defizits an verantwortungsvoller globaler Führung spielen. Ich bin davon überzeugt, dass die Zeit gekommen ist, in der die Mittelmächte durch gemeinsame Anstrengungen neue starke Brücken zwischen den widerstreitenden geopolitischen Polen bauen und so das Ausmaß der internationalen Konfrontation verringern können“, sagte Tokajew.
Das Staatsoberhaupt wies zudem darauf hin, dass die Grenze zwischen Kasachstan und Russland, die längste durchgehende Grenze der Welt sei, was eine enge Zusammenarbeit in den Bereichen Handel, Wirtschaft und Investitionen unumgänglich mache. Ihm zufolge kann es gar nicht anders sein.
„Kasachstan ist für China ein äußerst wichtiger strategischer Partner, und unsere Zusammenarbeit hat sich zu einer dynamischen und vielschichtigen Beziehung entwickelt, die im Wesentlichen den Status einer ständigen strategischen Partnerschaft erreicht hat, was zweifellos im Interesse Kasachstans liegt“, sagte Tokajew.
Im Interview sprach Tokajew auch über sein Telefongespräch mit dem künftigen US-Präsident Donald Trump. „Ich kann mit Sicherheit sagen, dass er Kasachstan als wichtigen strategischen Partner der Vereinigten Staaten positiv sieht. Wir haben vereinbart, die Arbeitskontakte auf hoher Ebene aufrechtzuerhalten“, sagte Tokajew.
„Auf der internationalen Bühne handeln wir im Rahmen der Möglichkeiten und Fähigkeiten Kasachstans, aber wir sind immer bereit, bei der Lösung globaler Probleme zu helfen. Die Wahrheit ist, dass Spannungen in den internationalen Beziehungen unweigerlich die handelspolitischen und politischen Beziehungen Kasachstans zu bestimmten Ländern beeinträchtigen. Aus diesem Grund versuchen wir, die negativen Auswirkungen externer Trends zu minimieren. Kasachstan konzentriert sich weiterhin auf den Aufbau pragmatischer und für beide Seiten vorteilhafter Beziehungen mit allen interessierten Staaten“, sagte Tokajew.