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Kazakhstan Investment Day 2025: Neue Perspektiven für die kasachisch-deutsche Industriepartnerschaft

Am 2. April 2025 fand in der AKA Ausfuhrkredit-Gesellschaft in Frankfurt der Kazakhstan Investment Day 2025 statt – eine spannende Gelegenheit zur Vertiefung der wirtschaftlichen und industriellen Zusammenarbeit zwischen Kasachstan und Deutschland. Mehr als 180 Teilnehmende aus Wirtschaft, Regierung, Finanzinstitutionen und Branchenverbänden folgten der Einladung des Ost-Ausschusses und weiterer Partnerorganisationen an den Main. Darunter befand sich auch eine hochrangige kasachische Delegation.
Eröffnet wurde das Forum vom Hessischen Minister für internationale Zusammenarbeit Manfred Pentz, dem Ersten Stellvertretenden Premierminister der Republik Kasachstan Roman Sklyar, dem Stellvertretenden Außenminister Alibek Kuantyrov, dem kasachischen Botschafter in Berlin Nurlan Onzhanov sowie von Michael Harms, Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft.

Der Kazakhstan Investment Day 2025 diente als effektive Plattform zur Präsentation von Investitionsmöglichkeiten in Kasachstan, zum Erfahrungsaustausch und zur Koordination gemeinsamer Vorhaben in strategischen Schlüsselbranchen. Im Mittelpunkt des Forums standen drei strategische Themen, die die Agenda der bilateralen Zusammenarbeit langfristig prägen werden:

Gemeinsame Rohstoffprojekte
Ein zentrales Thema war die Finanzierung gemeinsamer Projekte. Diskutiert wurden verschiedene Förderinstrumente, darunter staatliche Investitionsgarantien, Exportkreditabsicherungen durch Euler Hermes, Finanzierungsmöglichkeiten über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sowie die Beteiligung des kasachischen Staatsfonds Baiterek, der eine zentrale Rolle bei der Förderung industrieller und innovativer Projekte in Kasachstan spielt.
Zudem wurde das Interesse am deutschen Rohstofffonds unterstrichen. Die KfW wurde von der Bundesregierung damit beauftragt, bis zu einer Milliarden Euro in das Eigenkapital von Bergbau-, Verarbeitungs- und Recyclingunternehmen zu investieren Mit diesem sollen Projekte im In- und Ausland gefördert werden, die einen Beitrag zur Rohstoffversorgungssicherheit leisten und der Gewinnung, Verarbeitung und dem Recycling von kritischen Rohstoffen dienen. Der Fonds soll zur Diversifizierung deutscher Lieferquellen beitragen und Projekte in Zentralasien könnten dabei eine wichtige Rolle spielen. In Kasachstan wäre beispielsweise die industrielle Verwertung großer, metallreicher Abraumhalden aus der Bergbauindustrie von Interesse. In Kasachstan lagern mehr als 60 Milliarden Tonnen solcher Abfälle, die seit der Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden sind. Der typische Investitionsrahmen des Fonds liegt zwischen 50 und 150 Millionen Euro – ein attraktives Potenzial für deutsch-kasachische Kooperationen.
Kasachstan verfügt über eine herausragende Rohstoffbasis und ist derzeit in der Lage, 19 der 34 von der EU definierten kritischen Rohstoffe zu liefern – darunter Kupfer, Chrom, Titan, Phosphor, Beryllium, Tantal und Mangan.
Die Diskussion unterstrich die Notwendigkeit langfristiger Offtake-Vereinbarungen, die stabile und planbare Lieferströme für die europäische Industrie gewährleisten. Die Unternehmen HMS Bergbau und Knauf berichteten über ihre erfolgreichen Investitionsprojekte in Kasachstan. Zudem wurden die umfassenden Reformen im kasachischen Rohstoffsektor hervorgehoben: Die Einführung des Prinzips „first come – first served“ bei der Lizenzvergabe, die Anwendung internationaler Berichtsstandards (KAZRC auf Basis von CRIRSCO) sowie der Einsatz digitaler Plattformen wie Minerals.Gov.kz und E-Qazyna.kz haben die Transparenz und Effizienz deutlich erhöht. Bis Ende April 2025 sind Ausschreibungen für 50 Lagerstätten geplant, davon 21 im Bereich kritischer Rohstoffe.

Ausbau des Mittleren Korridors
Ein weiteres zentrales Thema war der Ausbau der Transport- und Logistikinfrastruktur entlang des Mittleren Korridors, auch genannt Transkaspischer Internationaler Transportkorridor, der Zentralasien über das Kaspische Meer und den Südkaukasus mit Europa verbindet. Kasachstan nimmt in diesem Korridor eine Schlüsselposition ein. Die kontinuierliche Entwicklung dieser Route eröffnet neue Möglichkeiten für den Export raffinierter Rohstoffe und weiterverarbeiteter Produkte. Schätzungen zufolge könnte die Durchlasskapazität des Korridors bis 2030 auf 20 Millionen Tonnen steigen – eine strategische Chance für die Anbindung an europäische Lieferketten.
Der Kazakhstan Investment Day 2025 hat das starke beiderseitige Interesse an einer intensiveren wirtschaftlichen Zusammenarbeit eindrucksvoll bestätigt. Kasachstan hat seine Position als verlässlicher Lieferant kritischer Rohstoffe und industrieller Partner Deutschlands klar unterstrichen. Die Veranstaltung markierte einen wichtigen Schritt hin zu einer vertieften industriellen Integration, zur Entwicklung nachhaltiger Wertschöpfungsketten und zu einer neuen Qualität der Partnerschaft zwischen Kasachstan und der Europäischen Union.

Vladimir Nikitenko, Regionaldirektor für Zentralasien im Ost-Ausschuss

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Kasachstan bekräftigte seine wichtige Rolle bei der Gewährleistung der Ernährungssicherheit

Berlin, 16.-18. Januar 2025 – Die Regierungsdelegation von Kasachstan unter der Leitung des stellvertretenden Landwirtschaftsministers Ermek Kenzhekhanuly nahm am Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) und an der 16. Agrarministerkonferenz teil.


Im Rahmen des Besuchs führte der Vizeminister fruchtbare Gespräche mit der Parlamentarischen Staatssekretärin des deutschen Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft Claudia Müller und dem Parlamentarischen Staatssekretär des lettischen Landwirtschaftsministeriums Normunds Šmits.
In den Gesprächen wurden aktuelle Fragen der Zusammenarbeit in den Bereichen Landwirtschaft, Handel und Investitionen, nachhaltige Entwicklung und Landwirtschaft, Bildung und Wissenschaft sowie weitere Perspektiven der Zusammenarbeit erörtert. Im Rahmen des Erfahrungsaustauschs wurden Themen zur Verbesserung der Politik zur Entwicklung der Landwirtschaft und des ländlichen Raums, zur Förderung der Modernisierung und zur Steigerung der Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion, zu Unterstützungsmaßnahmen für den Agrarsektor usw. angesprochen.


Auf Initiative der kasachischen Seite fand das erste gemeinsame Treffen hochrangiger Vertreter der Landwirtschaftsministerien Zentralasiens und Deutschlands statt, um das Projekt zur Einrichtung des regionalen Zentrums für nachhaltige Landwirtschaft zu erörtern.


Kenzhekhanuly nahm auch an der Podiumsdiskussion der German Agribusiness Alliance des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft zum Thema „Bioökonomie und globale Ernährungssicherheit – Herausforderungen in internationaler Perspektive“ teil.


Darüber hinaus fanden Gespräche mit dem Präsidenten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft DLG Hubertus Petow sowie mit den Leitern der Kooperationsprojekte zwischen dem Landwirtschaftsministerium der Republik Kasachstan und dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft der Bundesrepublik Deutschland Klaus John (Deutsch-Kasachischer Agrarpolitischer Dialog„) und Uwe Weddige (Kompetenzsteigerung im Bereich der Milchproduktion“) statt.


Im Rahmen des Besuchs wurde ein Runder Tisch mit einer Gruppe europäischer Unternehmen aus der Agrarindustrie zum Thema „Entwicklung des Agrarsektors in Kasachstan: Investitions- und Exportmöglichkeiten“ organisiert. Der Vizeminister sprach über die von der kasachischen Regierung ergriffenen Maßnahmen zur Verbesserung der Investitionsattraktivität des Landes und über die verfügbaren staatlichen Unterstützungsmaßnahmen im Agrarbereich und bekundete sein Interesse an der Gewinnung europäischer Investitionen und Technologien für den agroindustriellen Sektor des Landes. Die Teilnehmer des Runden Tisches brachten eine Reihe von Vorschlägen für den weiteren Ausbau der Zusammenarbeit mit Kasachstan vor.


Darüber hinaus führte der Vizeminister separate Gespräche mit den Geschäftsführungen von John Deere, BVVG, Innari und weiteren deutschen Unternehmen, die an einer engen Zusammenarbeit mit Kasachstan interessiert sind.

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Kasachstan führt Neo-Nomad-Visum ein: Neue Möglichkeiten für digitale Nomaden

Die Republik Kasachstan erweitert ihr Visumangebot und hat seit kurzem das „Neo-Nomad-Visum“ eingeführt. Die neue Visumkategorie richtet sich an ausländische Staatsangehörige, die ortsunabhängig arbeiten und ihre berufliche Tätigkeit mit Reisen verbinden möchten.

Das Visum der Kategorie B12-1 wird als Mehrfachvisum mit einer Gültigkeit von bis zu einem Jahr ausgestellt und kann auf Antrag beim Innenministerium der Republik Kasachstan um ein weiteres Jahr verlängert werden. Der Erstantrag ist über die diplomatischen und konsularischen Vertretungen der Republik Kasachstan zu stellen. Berechtigt zur Beantragung dieses Visums sind Staatsangehörige aller Länder, die im Ausland erwerbstätig sind und ein dauerhaftes Einkommen aus ausländischen Quellen nachweisen können. Ehepartner und Kinder des Antragstellers erhalten ebenfalls ein Visum mit derselben Gültigkeitsdauer.

Um ein Neo-Nomad Visum zu beantragen, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt und entsprechende Unterlagen eingereicht werden. Dazu gehören ein Kontoauszug der letzten sechs Monate, der ein stabiles monatliches Einkommen von mindestens 3.000 US-Dollar nachweist, eine Steuererklärung aus dem Heimatland, ein polizeiliches Führungszeugnis, eine Krankenversicherung für die gesamte Gültigkeitsdauer des Visums sowie ein Einladungsschreiben. Von der Vorlage eines Einladungsschreibens sind Antragsteller aus den 48 folgenden Ländern befreit, darunter: Australien, Belgien, Brasilien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Griechenland, Großbritannien, Irland, Island, Israel, Italien, Japan, Jordanien Kanada, Katar, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg Neuseeland, Malaysia, Malta, Monaco, Niederlande, Norwegen, Oman, Österreich, Spanien, Südkorea, Ungarn, Vereinigte Staaten von Amerika, , Vereinigte Arabische Emirate, Zypern.

Das Antragsverfahren umfasst die Zusammenstellung aller erforderlichen Unterlagen, die Einreichung des Antrags bei einer kasachischen Auslandsvertretung sowie die Prüfung der Unterlagen durch autorisierte Stellen. Nach erfolgreicher Prüfung wird das Visum innerhalb von fünf Arbeitstagen ausgestellt. Es ist zu beachten, dass das Neo-Nomad-Visum nicht zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit in Kasachstan berechtigt. Interessenten, die die oben genannten Voraussetzungen erfüllen, können ihren Antrag bei der nächstgelegenen diplomatischen oder konsularischen Vertretung der Republik Kasachstan stellen. Insgesamt bietet Kasachstan mit der Einführung dieses Visums eine attraktive Möglichkeit für digitale Nomaden, das Land zu erkunden und von dort aus ortsunabhängig zu arbeiten.

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Kasachstan übernimmt den Vorsitz der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit

Der stellvertretende Ministerpräsident und Außenminister der Republik Kasachstan, Murat Nurtleu, nahm an der 28. Sitzung des Rates der Außenminister der Mitgliedstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit ( OWZ ) teil.

Während des Treffens sprachen die Delegationsleiter über wichtige Bereiche der Interaktion innerhalb der OWZ und prüften Vorschläge zur Stärkung der regionalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit.

Der Außenminister der Republik Kasachstan wies in seiner Rede darauf hin, dass die Republik Kasachstan im Jahr 2025 den Vorsitz der Organisation übernehmen wird, der unter dem Motto „Förderung der regionalen Konnektivität und der nachhaltigen Entwicklung“ stehen wird.
Die kasachische Seite betonte die Notwendigkeit, die Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zwischen den Mitgliedstaaten der OWZ zu stärken. In diesem Zusammenhang wurde besonderes Augenmerk auf die Entwicklung von Transit- und Transportrouten, die Einführung von Hochgeschwindigkeitsgüterzügen, die Schaffung eines digitalen Transitsystems und die Steigerung des intraregionalen Handels gelegt.

Es wurde festgestellt, dass Kasachstan der Bekämpfung des Klimawandels und der Entwicklung einer „grünen“ Wirtschaft große Bedeutung beimisst. In diesem Zusammenhang wurden die Mitgliedstaaten der OWZ eingeladen, sich aktiv am regionalen Klimagipfel zu beteiligen, der 2026 unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen stattfinden soll.

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„Kazakhstan: Born Bold“

Ende September startete in Kasachstan die internationale Medienkampagne „Kazakhstan: Born Bold“.

„Kazakhstan: Born Bold“ ist die internationale Imagekampagne Kasachstans, die den dynamischen, zukunftsorientierten Ansatz des Landes in Bezug auf Wirtschaftswachstum, sozialen Fortschritt und Innovation demonstrieren soll.

Die Vision der „Born Bold“-Kampagne in Kasachstan wurde erstmals von Präsident Tokajev in seiner Rede bei der Eröffnungszeremonie der World Nomad Games am 8. September 2024 vorgestellt. Er betonte insbesondere, dass den Nomaden „der Mut angeboren ist“ (wörtlich „tumysynan kaisar“), was auf die dem kasachischen Volk innewohnende Fähigkeit hinweist, schwierigen Umständen mit Stärke und Widerstandskraft zu begegnen.

Die Medienkampagne hebt Kasachstans strategische Sektoren wie Energie, Logistik, Bildung und Tourismus hervor und positioniert das Land als attraktives Ziel für globale Geschäfte, Investitionen und kulturellen Austausch.

Die Medienkampagne zielt darauf ab, Kasachstan zu einem wichtigen Investitions- und Innovationszentrum in Zentralasien zu machen, das Europa und Asien durch strategische Handels-, Logistik-, Infrastruktur- und Technologieprojekte verbindet.

Die Kampagne soll die Stärken und attraktiven Regionen Kasachstans unter dem einheitlichen Slogan „Kazakhstan: Born Bold“ bewerben.

Generell zielt die Kampagne darauf ab, das globale Image Kasachstans zu stärken und das Land als moderne, fortschrittliche und dynamische Nation zu positionieren.

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Rede des Kanzlers beim deutsch-kasachischen Wirtschaftsforum

Anlässlich des deutsch-kasachischen Wirtschaftsforums am 16. September 2024 in Astana hielt Bundeskanzler Olaf Scholz eine Rede zu den deutsch-kasachischen Wirtschaftsbeziehungen. Die Mitschrift der Rede, die unter Rede des Kanzlers beim deutsch-kasachischen Wirtschaftsforum (bundesregierung.de) veröffentlicht wurde, möchten wir an dieser Stelle dokumentieren. Es gilt das gesprochene Wort.

Lesen Sie hier die Mitschrift der Rede:

Sehr geehrter Herr Präsident Tokajew,
meine Damen und Herren,

es ist mir eine große Freude, heute zum ersten Mal als Bundeskanzler hier in Kasachstan zu sein. Unsere Länder verbinden über 30 Jahre diplomatische Beziehungen und eine noch sehr viel längere, wechselvolle Geschichte.

Unsere Länder verbinden aber vor allem auch unzählige persönliche Bindungen, Familien- und Lebensgeschichten. Die 200 000 Bürgerinnen und Bürger deutscher Herkunft in Kasachstan und die mehr als 800 000 Bürgerinnen und Bürger in Deutschland, die aus Kasachstan nach Deutschland eingewandert sind, sie bilden eine feste Brücke zwischen unseren Ländern, die wir sehr schätzen, die wir pflegen und die uns auch in Zukunft verbinden wird. Dafür arbeiten wir eng zusammen in der Kultur- und Bildungspolitik, mit der Deutsch-Kasachischen Universität in Almaty, mit deutschen Partnerschulen und mit vielfältigen Austauschprogrammen.

Natürlich ist diese enge menschliche Verbindung auch ein wichtiger zusätzlicher Motor für unsere gute wirtschaftliche Zusammenarbeit, um deren entschiedenen Ausbau es hier und heute gehen soll. Jetzt ist dafür die richtige Zeit – und zwar nicht trotz, sondern wegen der unruhigen internationalen Lage, wegen der Störungen im internationalen Handel und auch wegen der vielen globalen Herausforderungen, allen voran durch den Klimawandel. In dieser Zeit der Unsicherheit brauchen wir enge, vertrauensvolle internationale Partnerschaften über Grenzen, über kulturelle Unterschiede und auch über teilweise unterschiedliche Weltsichten hinweg. Das unterstreicht die Bedeutung unserer Beziehungen und deren Konstanz gegenüber der gesamten Region Zentralasien.

Kasachstan nimmt darin für uns eine ganz zentrale Rolle ein. Mit dem höchsten Bruttoinlandsprodukt, sowohl absolut als auch pro Kopf, ist Kasachstan der größte Handelspartner Deutschlands in der Region. Dieses gestiegene Interesse unserer Unternehmen aneinander freut mich. Gleichzeitig bin ich dankbar für den vertrauensvollen Dialog zwischen uns, mit dem wir verhindern wollen, dass der Handel zwischen uns zur Umgehung von Sanktionen missbraucht wird.

Kasachstan zieht deutsche Investoren an und bietet dafür ein günstiges Umfeld. Das wissen wir und das wissen auch deutsche Unternehmen sehr zu schätzen. Ich weiß, dass deutsche Unternehmen und ihre Produkte auch hier in Kasachstan einen guten Ruf haben Das liegt sicherlich auch daran, dass sie keinen Extraktivismus, keinen Raubbau betreiben, sondern verantwortlich handeln ‑ indem sie gute Arbeitsplätze hier vor Ort schaffen, indem sie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und deren Ausbildung schätzen und darin investieren, indem sie hohe soziale und Umweltstandards setzen und indem sie mehr Wertschöpfung auch hier vor Ort schaffen. Beide Seiten profitieren von diesem Austausch, weil wir unsere Wirtschaften so diversifizieren und widerstandsfähiger machen.

Ein ganz konkretes Beispiel hierfür sind die Öllieferungen aus Kasachstan, die uns sehr geholfen haben, nachdem Russland als Versorger ausgefallen war. Sie waren und sind von entscheidender Bedeutung, insbesondere für die Raffinerie in Schwedt, wo wir zahlreiche Arbeitsplätze erhalten konnten. Für diese wichtige Zusammenarbeit, die fortgesetzt wird, sind wir Kasachstan sehr dankbar.

Wie umfassend die deutsch-kasachische Zusammenarbeit ist, zeigt sich an der schieren Fülle der Themen.

Erstes Stichwort: Klimawandel. Dieser wirkt sich ganz besonders stark auf die Länder Zentralasiens aus. Deswegen arbeiten wir in der von Deutschland ins Leben gerufenen Initiative „Green Central Asia“ zusammen, um Klimarisiken zu begegnen und die Widerstandsfähigkeit der kasachischen Wirtschaft zu erhöhen.

Der Umbau unserer Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität bringt Chancen, gerade auch für die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern. Bereits heute arbeiten wir in Sachen Energiesicherheit, nachhaltigen Wirtschaftens und der Entwicklung der nötigen Infrastruktur eng zusammen.

Hinzu kommt das Thema Wasserstoff. Das Projekt „Hyrasia One“ ist ein beeindruckendes Beispiel für die Möglichkeiten, die sich uns bieten. Es ist eines der größten Projekte für grünen Wasserstoff in der Region, mit dem Zeug dazu, ein echtes Leuchtturmprojekt für unsere Zusammenarbeit zu werden. Dass sich das deutsche Büro für Wasserstoffdiplomatie in Zentralasien für Kasachstan als Standort entschieden hat, war kein Zufall, sondern unterstreicht die wichtige Rolle, die Kasachstan hier spielt. Das Wasserstoffbüro arbeitet übrigens gerade an einer Studie zum weiteren Potenzial für die Erzeugung von grünem Wasserstoff in ganz Zentralasien. Das schafft die Basis für weitere konkrete Projekte, und ich lade sowohl staatliche Verantwortliche als auch Unternehmen in Zentralasien und Deutschland herzlich ein, sich daran zu beteiligen.

Zweites Stichwort: Transformation. Wir schauen auf Kasachstan als wichtigen Partner, wenn es um kritische Rohstoffe geht. Gemeinsam streben wir daher an, diese auch für eine erfolgreiche Energiewende notwendigen Rohstoffe unter Einbeziehung deutscher Technologien und deutschen Know-hows zu gewinnen und stärker in den Fokus unseres wirtschaftlichen Austauschs zu stellen – und zwar so, dass mehr Wertschöpfung hier vor Ort generiert wird.

Drittes Stichwort: Konnektivität. Wir wollen zwischen unseren Regionen enger zusammenrücken, und das heißt, die Transportwege schneller ausbauen. Im Vordergrund steht vor allem der Ausbau des mittleren Korridors. Die Europäische Global Gateway Initiative wird wichtige Infrastrukturprojekte auch in Kasachstan, einem Fokusland der Initiative, anschieben.

Von politischer Seite aus werden wir all das weiter flankieren. Erst im vergangenen Jahr war der deutsche Bundespräsident hier. Durch meine heutige Reise möchte ich unser Interesse an noch engeren Beziehungen unterstreichen. Die deutsche Wirtschaft teilt das Interesse; das zeigt die hochrangige, breit aufgestellte Wirtschaftsdelegation, die mich begleitet. Schön, dass Sie alle dabei sind!

Ich setze vor allem auf zwei Formate, um unsere Wirtschaftsbeziehungen weiter zu vertiefen: den Deutsch-Kasachischen Wirtschaftsrat und den Berliner Eurasischen Club. Beide Plattformen bieten Unternehmen die Möglichkeit, sich zu vernetzen, sich auszutauschen und gemeinsam Projekte voranzutreiben. Ich danke allen sehr, die sich dort einbringen, und ich ermutige diejenigen, die das noch nicht tun, sich das einmal anzuschauen.

Jetzt freue ich mich sehr auf den Austausch mit Ihnen allen. Es interessiert mich, wie Sie die Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern erleben und welche Ideen Sie haben.

Schönen Dank insbesondere an die kasachische und die deutsche Wirtschaft für die Organisation dieses Forums!

Quelle: Rede des Kanzlers beim deutsch-kasachischen Wirtschaftsforum (bundesregierung.de)

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Ost-Ausschuss Delegation trifft 1. Vizepremierminster Roman Sklyar

Eduard Kinsbruner

Am 16. September fand im Rahmen des Besuches von Bundeskanzler Olaf Scholz in Kasachstan ein Treffen der deutschen Wirtschaftsvertreter mit dem1. Vizepremierminster Roman Sklyar statt. Im Mittelpunkt des traditionellen Austausches standen die konkreten Projekte der mitgereisten Wirtschaftsdelegation, unter anderem in den Bereichen Landwirtschaft, Rohstoffe, Erneuerbare Energien, Logistik und Bildung. Die 13-Köpfige Wirtschaftsdelegation, der auch die beiden stellvertretenden Ost-Ausschuss Vorsitzenden Christian Bruch (Siemens Energy) und Philipp Haußmann (Ernst Klett AG) angehören, wurde vom Parlamentarischen Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) Michael Kellner geleitet.

Runder Tisch mit Roman Sklyar in Astana. Foto: Ruslan Mazunin

Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Michael Harms moderierte die Tischrunde der Lebhaften Diskussion.

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Bundeskanzler Olaf Scholz reist nach Zentralasien

Eduard Kinsbruner

Erster Wirtschaftsgipfel mit Scholz und allen zentralasiatischen Staatschefs 

Eine Delegation unter Beteiligung des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft ist am 15. September 2024 zusammen mit Bundeskanzler Olaf Scholz nach Usbekistan und Kasachstan aufgebrochen. Am 16. September standen in der usbekischen Metropole Samarkand Wirtschaftsgespräche unter Beteiligung des Bundeskanzlers und des usbekischen Staatspräsidenten Shavkat Mirziyoyev an. Der Ost-Ausschuss unterzeichnete dabei ein bilaterales Kooperationsabkommen mit dem usbekischen Investitionsministerium.

Anschließend fand am gleichen Tag in Astana ein in großes Deutsch-Kasachisches Businessforum statt, an dem auch Bundeskanzler Scholz und der kasachische Staatspräsident Kasym-Jomart Tokajew teilnahmen. In der kasachischen Hauptstadt Astana kam es am 17. September als Höhepunkt der Reise erstmals zu einem Gespräch deutscher Wirtschaftsvertreter mit dem Bundeskanzler und den Präsidenten aller fünf zentralasiatischen Staaten (Z5+1). Im Rahmen der Delegationsreise stehen außerdem bilaterale Treffen mit den Staatspräsidenten von Kirgisistan, Tadschikistan und Turkmenistan auf dem Programm. Die zwölfköpfige Wirtschaftsdelegation, der auch die beiden stellvertretenden Ost-Ausschuss Vorsitzenden Christian Bruch (Siemens Energy) und Philipp Haußmann (Ernst Klett AG) angehören, wird vom Parlamentarischen Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) Michael Kellner geleitet.

„Mit seinem Besuch in Usbekistan und Kasachstan unterstreicht Bundeskanzler Scholz die wachsende Bedeutung Zentralasiens in einem veränderten geopolitischen Umfeld“, sagt der stellvertretenden Ost-Ausschuss Vorsitzende Christian Bruch. Die Begleitung durch eine hochrangige Wirtschaftsdelegation zeige zugleich, dass diese Region nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich zunehmend wichtiger für Deutschland werde. „Die Staaten in Zentralasien spielen eine entscheidende Rolle für die Energiewende“, sagt Christian Bruch. „Die Region verfügt nicht nur über wertvolle Rohstoffe, die für die Transformation unserer Energiesysteme unverzichtbar sind, sondern sie bietet auch ideale Bedingungen für die Erzeugung erneuerbarer Energie und bildet junge, motivierte Fachkräfte aus, die wir in Deutschland dringend benötigen. Deutsche Unternehmen können entscheidend dazu beitragen, dieses immense Potenzial in konkrete Projekte umzusetzen. Der Besuch des Bundeskanzlers und die engere Partnerschaft mit den zentralasiatischen Staaten sind daher ein wichtiger Schritt für die deutsche Wirtschaft.“

Kasachstan fünftgrößter Öllieferant

Kasachstan ist bereits heute der fünftgrößte Erdöllieferant Deutschlands und der EU. Perspektivisch kann das Land aber auch eine wichtige Rolle bei der Versorgung der europäischen Industrie mit Grünem Wasserstoff spielen. Entsprechende Projekte deutscher Unternehmen sind bereits in der Umsetzung. Umgekehrt können deutsche Technologien dazu beitragen, die Energieintensität in Zentralasien durch Investitionen in moderne Kraftwerke, energieeffiziente Industrieanlagen und Gebäude zu senken.

Auch als Agrarproduzent und alternativer Transportweg nach Asien spielt Zentralasien eine wichtige Rolle. Gerade vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist die globale Versorgung mit Agrarprodukten verstärkt in den Blickpunkt gerückt. „Ernährungssicherheit geht uns alle an, und sie ist ein Kernanliegen deutscher Agrarunternehmen“, sagt Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Michael Harms, der ebenfalls Mitglied der Delegation ist. „Die nachhaltige Modernisierung der Landwirtschaft und die Steigerung der Ernteerträge ist für die Volkswirtschaften Zentralasiens und die Welternährung insgesamt von größter Bedeutung.“

Bundeskanzler Olaf Scholz und Staatspräsident Kasym-Jomart Tokajew beim Business-Forum in Astana. Foto: Eduard Kinsbruner

In Astana stand ein großes Deutsch-Kasachisches Businessforum auf der Agenda, an dem auch Bundeskanzler Scholz und Staatspräsident Toqaev

Logistikdrehscheibe zwischen Europa und Asien

Zentralasien ist das geographische Bindeglied zwischen der Europäischen Union (EU) und den Wachstumsmärkten in Südostasien. Der so genannte Mittlere Korridor über das Kaspische Meer und den Südkaukasus ist eine zunehmend attraktive Route, die allerdings bereits jetzt an Kapazitätsgrenzen stößt. „Die Global-Gateway-Strategie der EU kann hier einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die europäischen Transportwege zu den asiatischen Wachstumsmärkten zu diversifizieren“, sagt Michael Harms. „Generell sind die Staaten Zentralasiens mit zusammen 80 Millionen Einwohnern verlässliche Partner und interessante Zukunftsmärkte für die EU und Deutschland. Es ist daher zu begrüßen, dass die Bundesregierung die Beziehungen mit dem Z5+1-Format auf eine neue Stufe gestellt hat.“ Die Reise knüpft an den ersten Zentralasien-Gipfel in diesem Format im September 2023 in Berlin an, in dessen Rahmen der Ost-Ausschuss bereits ein Unternehmergespräch mit allen fünf zentralasiatischen Staatsoberhäuptern organisiert hatte.

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Moody‘s honoriert die wirtschaftliche Entwicklung des zentralasiatischen Landes mit „Baa1“

Eduard Kinsbruner

Kasachstan bemüht sich seit geraumer Zeit, das Geschäftsklima im Land zu verbessern und durch Steuererleichterungen und den Abbau bürokratischer Hürden sowie den Ausbau von Infrastruktur und Logistik mehr ausländische Investitionen anzulocken. Offenbar mit wachsendem Erfolg, wie die jüngste Meldung der Ratingagentur Moody’s nahelegt. Die Amerikaner stuften das Emittentenrating Kasachstans von Baa2 auf Baa1 hoch. Das ist die höchste Bewertung in der Geschichte des zentralasiatischen Landes, dessen Bruttoinlandsprodukt 2023 um 5,1 Prozent wachsen soll. Kasachstan ist nun nur noch einen Schritt von einem A-Rating und damit einer „sicheren Anlage“ entfernt. Ein Baa-Rating steht für ein „durchschnittlich gutes Investment“.

„Die Entscheidung, das Rating anzuheben, basiert auf unserer Einschätzung, dass kontinuierliche Verbesserungen des institutionellen und politischen Rahmens in Verbindung mit anhaltenden Fortschritten bei der wirtschaftlichen Diversifizierung weg von Kohlenwasserstoffen die Widerstandsfähigkeit Kasachstans gegenüber Schocks gestärkt haben und weiter stärken werden“, schreibt Moody’s. „Da der Nicht-Öl-Sektor in den letzten zehn Jahren von rund drei Vierteln auf etwa 84 Prozent der Wirtschaft gewachsen ist, erwarten wir, dass Kasachstans wirtschaftliche Abhängigkeit von Kohlenwasserstoffen deutlich abnehmen wird. Im vergangenen Jahr haben die Nicht-Öl-Sektoren weiterhin einen großen Beitrag zum Wachstum geleistet, wobei die Bereiche Digitales und Kommunikation, Transport und Fertigung besonders hervorzuheben sind.“

Damit habe sich das Kreditprofil des Landes so verbessert, dass es mit anderen Ländern auf Baa1-Niveau vergleichbar sei, heißt es weiter. Auch der Ausblick ist positiv: „Angesichts des anhaltenden Engagements für wirtschaftliche und institutionelle Reformen erwarten wir, dass diese Verbesserungen nachhaltig sind und die Kreditresilienz weiter zunimmt“, heißt es in der Mitteilung.

Risiken vor dem Hintergrund der regionalen Geopolitik und möglicher Sekundärsanktionen als Folge des russischen Krieges gegen die Ukraine bleiben jedoch bestehen. Kasachstan ist in letzter Zeit immer wieder als Zwischenhändler in die Schlagzeilen geraten, über den westliche Unternehmen die Sanktionen gegen Russland umgehen können. So haben sich die deutschen Exporte nach Russland im Jahr 2022 in etwa halbiert. Nach Kasachstan hingegen verdoppeln sich die Exporte im gleichen Zeitraum. Dennoch bewertet Moody’s den Ausblick als „stabil“.

Für Investoren dürfte der größte Binnenstaat der Welt durch die Heraufstufung von Moody’s als Investitionsziel noch etwas interessanter geworden sein.

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